Ein Wochenende im Osten

Von Hallenser, Halloren und Hallunken und Süßigkeiten – ein Reisebericht.

Das vergangene Wochenende haben wir in Halle (Saale) verbracht. Ausschlaggebend hierfür war der Besuch der Buchmesse Leipzig. Aber fangen wir vorne an.

Man macht ja viele Sachen mit im Laufe der Zeit. Wovon ich mich aber absolut nicht trennen kann und will ist das Flair eines richtigen Buches. Also ein richtiges Buch, so mit Papier und Druckerschwärze. Oldschool könnte man auch sagen 😉

Dies war letztlich auch der Grund, nach Leipzig zu fahren. Angesichts der einfachen Strecke von über 500 Kilometern entschieden wir uns, ein komplettes Wochenende in der Gegend zu verbringen. Und am Freitagmorgen ging es um 6:30 Uhr los gen Osten. Nach gemütlichen 5,5 Stunden vorbei an Würzburg, Schweinfurt und Erfurt erreichten wir Halle an der Saale gegen 12 Uhr. Unser Hotel, etwas außerhalb von Halle, konnten wir frühestens um 14 Uhr beziehen. So haben wir Halle zu Fuß erkundet.

Was an Halle (Saale) begeistert sind die krassen Gegensätze in der Architektur. Es finden sich vielel Gebäude, die wohl dem Historismus und dem Jugendstil zuzuschreiben sind (soweit ich das beurteilen kann). Durch die verwinkelten Gassen schlängelt sich die Straßenbahn dann an solch schön hergerichteten Häusern vorbei, um wenige Meter später an einem halbverfallenen Haus der 50er oder 60er im typischen DDR-Schlamm-Braun zu passieren. Über das gesamte Stadtgebiet gibt es immer wieder solche Ruinen, die einfach aufgegeben wurden. Im Laufe der Zeit hat hier natürlich auch der Vandalismus gewirkt sodass es viele Graffities und eingeworfene Fensterscheiben gibt.

Durch die hiesige Martin-Luther-Universität gibt es in Halle sehr viele Studenten und entsprechend viele kleine und urige Kneipen und Gaststätten. Im Nachgang betrachtet war an dem Wochenende so ziemlich jede Kneipe voll, was sicher nicht nur an der Leipziger Buchmesse lag.

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Die Halloren-Schokoladenfabrik – eine der ältesten Schokoladenfabriken Deutschlands.

Was absolut nicht fehlen darf, wenn man schon einmal in Halle ist, ist Halloren. Für Naschkatzen ist eine der ältesten Schokoladenfabriken Deutschlands das absolute Paradies. Wir haben es nur in den Fabrikverkauf geschafft (MEEEEGAAAAA), wie es wohl dann im Museum ist? Eingedeckt haben wir uns mit Halloren-Kugeln (von Ralf liebevoll auch „Halogen-Kugeln“ genannt) und den wohl bekanntesten Kamellen, die jeder als kleines Kind im Laden bekommen hat.

Kamellen

Kamellen

Was hat es nun mit den Süßigkeiten, den Hallenser, Halloren und Hallunken auf sich? Ganz einfach:

Halloren wurden die Salzarbeiter und werden die Nachfahren der Salzarbeiter genannt. Im Gegensatz dazu wurden diejenigen, die mit dem Salz dann gehandelt haben, und die restlichen Bewohner der Stadt Halle Hallenser genannt. Auch in Halle Geborene werden heute als Hallenser bezeichnet.

Die Zunftkleidung der Salinen-Arbeiter trug silberne Knöpfe und die Halloren-Kugeln, die in silbriges Zellophan eingeschlagen sind, symbolisieren diese Knöpfe. Eine süße Erinnerung an die längst vergangene Salz-Zeit in Halle.

Hallunken (nicht zu verwechseln mit Halunken mit nur einem L) wurden die aus der Vorstadt Glaucha Kommenden genannt. Heute sind mit Hallunken die nach Halle Zugezogenen gemeint.


Doch kommen wir zum eigentlichen Grund, weshalb wir nach Leipzig gefahren sind: die Buchmesse Leipzig.

Nun, was soll ich sagen? Man muss es einmal selbst erlebt haben. Wie erwartet war der Messe-Samstag natürlich brechend voll, in den meisten Hallen war es ein reines Geschiebe durch die Gänge. Trotzdem war es sehr interessant, die ganzen Verlage zu bestaunen. Die Hallen waren thematisch unterteilt, so gab es in einer Halle schwerpunktmäßig Sachbücher, in einer anderen Belletristik, es gab Hörbücher, Lehrbücher, Zeitungen und Zeitschriften, und, und, und. Definitiv zu viel um alles an einem Tag anzuschauen.

Durch Zufall haben wir Detlef Steeves getroffen, der sein Buch vorgestellt hat. Detlev dürfte dem einen oder anderen von euch als „Deffi“ aus der Doku-Soap „Ab ins Beet“ bekannt sein. Ein sehr herzlicher und umgänglicher Typ. Anna besitzt nun ein handsigniertes und gewidmetes Buch von ihm. Und ein gemeinsames Bild haben wir auch.

Total fluffig.

Total fluffig.

Auch ich konnte durch Zufall eine Widmung ergattern. An einem kleineren Stand blieb ich mit den Augen hängen und entdeckte dort eine Vielzahl regionaler Krimis. Es entwickelte sich ein Gespräch mit dem dortigen Standpersonal und wie sich später herausstellte, war ich doch glatt an den Autor der Kriminalromane Micha Krämer geraten. Ich habe mir dann die erste Folge seiner Nina-Moretti-Reihe gegönnt (Tod im Lokschuppen) und bin gespannt, was er blutiges geschrieben hat. Vielen Dank Micha Krämer für das nette Gespräch – eine Rückinfo zum Buch ist sicher 🙂

Eine Augenweide war auch Halle 1 der Messe. Hier fand zeitgleich die Manga-Comic-Con statt, eine Messe und Treffpunkt für viele Comic- und Mangafans. Die Mangas müssen einem liegen, leider kann ich mich nicht wirklich dafür begeistern. Toll waren die Kostüme der Cosplayer trotzdem. Ich hätte mir nur mehr klassische Comic-Helden wie Superman, Batman, Green Lantern, Hulk oder Captain America gewünscht. Immerhin, Wonder Woman haben wir entdeckt.

An einem Comic-Stand konnte ich dann noch für schmales Geld drei Lucky-Luke-Hefte ergattern. Für die Hälfte des Originalpreises kann man überhaupt nicht meckern.

Nach über 6 Stunden auf der vollen Messe haben wir dann die Flucht ergriffen.


Vor der Heimreise am Sonntag haben wir dann noch Bitterfeld und den daneben liegenden Goitzschesee besucht. Bitterfeld hat ein sehr tolles Kleinstadt-Flair, von der dort nach wie vor angesiedelten Chemie-Industrie merkt man kaum etwas. Einem Tipp folgend sind wir noch an den Großen Goitzschesee gefahren. Der See wurde vor 15 Jahren angelegt, ursprünglich war er ein Abbaugebiet für Braunkohle. Heute befindet er sich in unmittelbarer Nähe zum Muldestausee und lädt zum Wandern und Fahrradfahren ein.

Die Heimreise war wenig spektakulär, gemütliche 5 Stunden auf sehr leeren Autobahnen.


Das Fazit dieses Wochenendes:

Wir haben festgestellt, dass man viel zu wenig Urlaub in Deutschland macht. Wir werden auf jeden Fall wieder in den Osten gehen um viele unbekannte Ecken zu entdecken.

Die Leipziger Buchmesse kann man auch wieder einmal machen, ich persönlich würde jedoch vom Messe-Samstag absehen, weil es doch sehr voll wird.

Alles in allem ein sehr spannendes und interessantes Wochenende, das nach Wiederholung schreit.

Seid ihr schon mal im Osten gewesen? Welche Ecke hat euch besonders gut gefallen? Lasst es uns in einem Kommentar wissen!!

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